6/15/2014

Dark Heroine 01. Dark Heroine: Dinner mit einem Vampir - Abigail Gibbs

Kurzbeschreibung

Diese Nacht verändert Violets Leben für immer: Mitten auf dem Trafalgar Square in London geschieht ein furchtbarer Mord, und die 18-Jährige ist die einzige Augenzeugin. Erfolglos versucht sie, vor den Tätern zu fliehen - und wird in ein abgelegenes Herrenhaus verschleppt, das von nun an ihr Gefängnis ist. Doch Violets Kidnapper sind keine Menschen, sondern Vampire, faszinierend und todbringend zugleich. Der charismatische Blutsauger Kaspar hat besondere Pläne mit Violet, denn sie ist Teil einer gefährlichen Prophezeihung. Wird sie sich Kaspar hingeben, um zur sagenumwobenen dunklen Heldin zu werden – oder hat er Violets Mut unterschätzt, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen?

Autor

Abigail Gibbs hat im Alter von nur 18 Jahren einen Bestseller verfasst: Ihr Debüt »Dark Heroine. Dinner mit einem Vampir« erschien kapitelweise auf der englischen Social-Reading-Plattform Wattpad, wo das Manuskript über 17 Millionen Mal gelesen wurde. Kurz darauf erhielt Abigail Gibbs einen Verlagsvertrag; seitdem wurde »Dark Heroine« in 17 Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt in England und studiert an der University of Oxford.


(Quellen: Amazon.de)
Fazit

Wie passend der Titel Dark Heroine/Dunkle Heldinnen in dieser besonders düsteren Vampirgeschichte doch ist lernt der Leser zwar erst ziemlich spät, doch bietet dieses Buch eine Menge interessanter Aspekte, die in einem Vampirroman so nur selten zu finden sind. Beginnen wir damit, dass es sich hier nicht um beschönigte Vampire der Neuzeit handelt, sondern sind sie noch immer mörderisch und düster. Auch Violet ist ihrer Gnade geradezu ausgeliefert, denn als politische Gefangene des Königreichs - der Familie Varn - ist das Leben wahrlich kein Zuckerschlecken.

Der Verlauf der Geschichte besteht hauptsächlich aus dem Sichtwechsel zwischen Violet und Kasper, wohingegen Violets Sichtweise überwiegt. Der gesamte Plot scheint zwar wirklich durchdacht, doch bemerkt der Leser dies erst am Ende des Buches. Die ersten zwei drittel wirkt es, als würde sich ein sehr fransiger roter Faden durch die Geschichte ziehen. Es wird mit Begriffen wie "Dimensionen" und "Prophezeiung oder "Sage" um sich geworfen. Diese erwecken zwar die Neugier und lassen auf etwas ganz spezielles und ausgefallenes hoffen, doch bekommt weder Violet noch der Leser lange Zeit keine Antwort darauf was hier eigentlich gemeint ist. Und so zappeln wir am Haken und wollen unbedingt wissen wohin die Geschichte führt, doch leider weist vor allem der Mittelteil dann einige Längen auf, denn Erklärungen folgen zunächst nicht. Rückblickend ist es erstaunlich wie viel erzählte Zeit ins Land geflossen ist, denn in der Mitte ist dann echt nichts spektakuläres passiert. Andererseits brauchten sowohl Violet als auch Prinz Kasper Varn diese Zeit um ihre Sympathien zueinander zu entdecken. Zumindest funkenweise.

Wer hier erwartet, dass aus Hass und Abneigung zwischen den beiden Protagonisten plötzlich und, wie schon so oft gelesen, eine tiefe Liebe entwickelt der hat sich absolut geirrt. Es ist ein langsamer Prozess, bis beide überhaupt ein annähernd zivilisiertes Wort miteinander wechseln, denn Menschen sind in den Augen der Vampire eben oft nur das eine: Eine Mahlzeit. Und auch Violet legt ihre vorgefertigte und berechtigte Meinung zu den mörderischen Blutsaugern nicht einfach ab, ganz im Gegenteil. Die junge Frau macht einfach keinen Hehl daraus was sie denkt und redet gerne schneller als ihr Gehirn arbeitet. Ob dies nun Mutig oder unheimlich dämlich ist muss wohl jeder Leser für sich selbst entscheiden, doch macht es sie nicht gerade unsympathisch. Ihre toughe Art macht auf jeden Fall Spaß zu lesen. 

Es gibt viele positive Dinge, die mir in dieser Geschichte aufgefallen sind und einige habe ich bereits genannt, doch es gibt noch so einiges mehr. Neben der Tatsache, dass es sich endlich mal nicht um handzahme Vampire handelt steht noch ihre Lebensweise. Es gibt ein Königreich, eine Königsfamilie und auch den sonstigen Adel. Tanzbälle und ein paar blutige und weniger blutige Traditionen, bei denen der Leser wohl zwischen Abscheu und Faszination schwankt. Aus der Sicht der Protagonistin ist dies wohl alles sehr schrecklich. Als Roman hingegen bietet all dies einen gewissen, düsteren Unterhaltungswert. Auch recht unterhaltsam war, dass die Autorin eben zu der Zeit, als sich in meinem Hirn die Worte "Stockholm-Syndrom" festsetzen wollten, es einfach selbst zur Sprache brachte und mir so etwas Wind aus den Segeln nahm. Denn seinen wir mal ehrlich, hätte Abigail Gibbs sich hiermit nicht quasi selbst hops genommen, wäre diese Entwicklung in der Geschichte zumindest bewertungstechnisch ein bisschen negativer aufgefallen. 

Das Schicksal ist unser Feind, aber die Zeit ist das Gefährliche.

Natürlich sind mir auch einige Dinge eher negativ aufgestoßen. Beispielweise ist das Handeln der Vampire irgendwie immer durchtränkt von Gewalt und Violet scheint da an gewissen Punkten kein Problem mit zu haben, allerdings macht gerade dies gewisse Szenen nicht schön und lesenswert sondern geben dem ganzen einen Charakter von Misshandlung. Außerdem schafft die Autorin nicht immer eine runde Schreibweise an den Tag zu legen. Es passiert auf den gut 600 Seiten des öfteren, dass Szenen verwirrend wirken - gerade in den rasanten Momenten -, so dass ich persönlich ein paar Stellen zwei mal lesen musste und trotzdem nicht wusste was da überhaupt gerade passiert. In diesen Momenten wirken die Szenen eingeschoben und die Schreibweise recht sprunghaft. Ebenso wie einige Stellen der Geschichte gewisse Längen aufweisen, ist dies wohl auf die Unerfahrenheit der noch jungen Autorin zurück zu führen - immerhin handelt es sich hierbei um ihren Debüt-Roman. 

Violet Lee ist auf der einen Seite gewiss ein sehr starker Charakter, wenn man bedenkt, was sie alles durchmachen muss. Sie weckt Sympathien und ihr Handelt ist - jedenfalls meistens - nachvollziehbar. Aber wie in so vielen Geschichten ist auch sie nicht perfekt und so nervt beispielsweise ihre Heulerei. Viel zu oft bricht sie in Tränen aus, so dass ihre ganze Entschlossenheit und Standhaftigkeit echt Risse bekommt und man als Leser dieses Mädel echt nur noch anschreien möchte. Natürlich ist ihre Situation nicht schön, nicht einfach und meist nicht einmal zu ertragen, aber sie heult nicht in diesen Momenten, nein, in diesen ist sie stark. Sie heult in den unmöglichsten Momenten einfach los.

Aber auch Kasper ist nicht perfekt. Als Prinz und Thronerbe ist der Gute nämlich ein ganz schönes Arschloch, aber das ist auch irgendwie okay - und vor allem gewollt - denn Vampire sind mörderisch und Kasper lässt gerne keinen Augenblick aus um dies vor allem Violet spüren zu lassen. Dennoch macht eben dies schwer ihm seinen Charakterwechsel zu glauben, auch wenn dieser einen langen Prozess der Veränderung brauchte. Man hat doch immer noch seine Worte und sein Tun vom Anfang in Erinnerung. Dass die Geschichte hauptsächlich aus Violets Sicht erzählt wird und er nur recht selten zu Wort kommt macht es nicht einfacher sich in diesen sehr verschlossenen Vampir hineinzufinden, aber auch dies ist meiner Meinung nach gewollt. Und seine Brutalität legt er auch nicht einfach ab, er bleibt schon sich selbst und seinem Naturell treu.

Die Nebencharaktere sind ebenfalls so verdammt unterschiedlich und machen jeder für sich einen gewissen Wandel durch. Dieser Wandel kann sowohl positiv als auch negativ verlaufen, denn hier scheint alles möglich zu sein. Und ohne euch zu viel zu verraten sind es hauptsächlich die Mitglieder der Königlichen Familie und die engsten Freunde dieser, die hier eine etwas wichtigere Rolle spielen. 

Insgesamt begeistert mich diese Geschichte mit ihren innovativen Ideen wie beispielsweise die Königreiche, Dimensionen und Dunkle Heldinnen. Andererseits gab es ein paar Kritikpunkte, die man einfach nicht unter den Tisch fallen lassen kann. Da es zum Ende hin immer besser, interessanter und fesselnder wurde, bin ich schon wahnsinnig gespannt auf das was da noch kommen mag und werde mit Freunden zum zweiten Band "Autumn Rose" greifen.


3,5/5 Sternen


Informationen zum Buch
Autor: Abigail Gibbs
Verlag: IVI Verlag
Broschiert: 605 Seiten
Preis: 16,99 €
Kindle: 12,99 €

Informationen zur Reihe
1. Dark Heroine
2. Autumn Rose
3. ???

Zitat: S. 442

1 Kommentar:

  1. Ui, an sich hört sich das ja nicht schlecht an, was du schreibst, obwohl es ja auch einige Kritikpunkte gibt. Ich habe das Buch auch noch zu Hause liegen und werde mich wohl demnächst ranwagen.

    LG Desiree

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